Bei dieser schweren Art der Zahnfleischentzündung
mit Knochenschwund werden mehrere Unterarten unterschieden.
Ursache ist meist eine aggressive Veränderung der Bakterienzusammensetzung.
Und erst wenn der Zahn locker wird, fällt der Verlust des Zahnhalteapparates dem Patienten auf. Oft ist es dann für eine Behandlung zu spät. Wie Untersuchungen gezeigt haben, ist die landläufig "Parodontose" genannte Erkrankung mit die Hauptursache für Zahnverlust ab dem 40. Lebensjahr.
Bei diesen fortgeschrittenen Erkrankungsformen
ist, neben einer intensiven Zahn- und (noch wichtiger) Zahnfleischreinigung
bzw. Zahnfleischmassage durch Sie, auch unsere Mithilfe nötig.
Besonders der Zahnstein und darin sich befindende Beläge und Bakterien reizen das Zahnfleisch, lassen dieses sich entzünden und lösen den Verbund zwischen Zahn und Knochen auf, indem sie sich zwischen beiden in die Tiefe Richtung Zahnwurzel schieben und das Zahnfleisch weiter zurückdrängen. Daher muß der Zahnstein oberhalb und unterhalb des Zahnfleischrandes regelmäßig entfernt werden (i.d.R. alle 3 Mon.).
Die anschließende Politur soll das Anhaften der klebrigen Beläge und damit auch die Zahnsteinbildung erschweren.
Zahnstein kann sich nur bilden, wenn weiche Beläge über einen längeren Zeitraum an oder zwischen den Zähnen liegen bleiben.
Diese Beläge bilden eine Art Netz,
in dessen Maschen sich Kalksalze aus dem Speichel setzen. Dies
geschieht besonders im Bereich gegenüber den Speicheldrüsen-Ausführungsgänge,
also im Unterkiefer an den Innenseiten der Frontzähne und
im Oberkiefer an den Außenseiten der großen Backenzähnen.
Bei Menschen mit besonders viel Kalk im Speichel ist die Neigung
zur Zahnsteinbildung natürlich erhöht, vergleichbar
mit anderen Ablagerungen im Körper (z.B. Nierensteine oder
Gicht). Sie sollten bereits die Ansätze von Zahnstein direkt
entfernen lassen. Schauen Sie daher regelmäßig die
Zähne im Spiegel an und fühlen Sie mit der Zunge nach
Rauhigkeiten oder stumpfen Stellen.
Es ist leider ein häufig zu hörender
Irrtum, daß der Zahnstein die Zähne schützt und
festigt!
Überstehende Füllungen
oder Kronen und Brücken bilden Nischen, in
denen Essensreste und andere Beläge sich ablagern und auch
durch ihre intensiven Reinigungsbemühungen nicht zu entfernen
sind. Durch Glätten der Überstände oder ggf. Erneuerungen
der Restaurationen müssen diese Schmutznischen entfernt
werden, damit Sie auch diese Zahnzwischenräume gut reinigen
können. Auch schiefe Zähne bilden solche Nischen.
Tiefe Taschen
zwischen Zahn und Zahnfleisch bzw. Knochen müssen durch Auskratzen
gereinigt werden, damit sie sich abflachen und den Borsten der
Zahnbürste bzw. Zahnzwischenraumbürste zugänglicher
werden. Dazu wird zunächst eine Betäubung gegeben, um
schmerzfrei die Zähne reinigen zu können. Je nach Tiefe
der Taschen und deren Ausdehnung kann es in Ausnahmefällen
erforderlich sein, das Zahnfleisch etwas zu lösen, um die
Wände der Tasche und die freiliegende Zahnwurzel zu reinigen.
Nach Spülung und Trocknen des Gebietes wird dann ein Verband
aufgetragen.
Im Normalfall reicht es aber aus, mit einem schmalen, kleinen
Häkchen zwischen Zahn und Zahnfleisch zu gehen und die angesammelten
Beläge an der Zahnwurzel und ggf. das in die Tiefe gewucherte
"wilde Fleisch" auszukratzen. Dadurch entstehen saubere
Flächen, die wieder eine Verbindung miteinander eingehen
können. Das Zahnfleisch strafft sich und lagert sich wieder
enger an den Zahn.
Um die Abheilung zu verbessern, wird ein
medizinisches Mundwasser (Corsodyl o. Chlorhexamed) während
der Behandlungsdauer verschrieben. Mit diesem sollten Sie 3mal
täglich spülen sowie mit dem Interdentalbürstchen,
welches Sie mit dem Medikament benetzt haben, die Zwischenräume
intensiv reinigen.
Beeinträchtigungen
oder Schmerzen nach dem Eingriff kommen nur äußerst
selten vor. Wenn jedoch wider Erwarten eine Entzündung
auftreten sollte, ist die Kautätigkeit nicht allzusehr eingeschränkt,
da in jeder Sitzung meistens nur ein einzelner Kieferabschnitt
behandelt wird.
Nach der Zahnfleischbehandlung (meist
2 bis 6 Sitzungen je nach Anzahl der Zähne und Schwere der
Erkrankung) werden in Wochenabständen einige kurze Kontrollen
durchgeführt, um einen Rückfall zu vermeiden bzw. nicht
befriedigend verlaufende Heilungsabläufe zu korrigieren.
Es ist wichtig, daß Sie zu diesen Terminen erscheinen, auch
wenn sie keine Beschwerden haben.
Danach sollten Sie im 3monatlichem Rhythmus zur weiteren Kontrolle kommen, um den Erfolg auch langfristig zu sichern.
Denn nur eine regelmäßige Kontrolle
mit damit verbundener individueller Reinigung der befallenen Zähne
ermöglicht, diese geschädigten Zähne über
Jahre hinweg weiter zu erhalten.
Nach der aktiven Behandlung in der Praxis
können und sollten Sie neben Zahnbürste und Zahnseide
/ Zahnzwischenraumbürstchen ein fluoridhaltiges Mundspühlwasser
benutzen. Empfehlenswert ist "Meridol", daß
wie die o.g. Mittel die Bakterienvermehrung hemmt, die Belagbildung
deutlich verringert und zur Daueranwendung geeignet ist.
Ziel
der gesamten Behandlung ist, Ihnen die gründliche Reinigung
der Zähne und des Zahnfleisches zu ermöglichen, indem
schwer oder nicht zu reinigende Schmutznischen entfernt oder zumindest
reduziert werden und Ihnen die entsprechenden Hilfsmittel zur
Pflege gezeigt werden. Dadurch wird die Entzündung des Zahnfleisches
gestoppt. Genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als
unsere Bemühungen, ist Ihre Mitarbeit. Nur
Sie haben die Möglichkeit, täglich eine Reinigung und
Massage vorzunehmen und damit auf Dauer den Knochenabbau zu verhindern.
Die zahnärztliche Vergütung
der o.g. "Parodontose"-Maßnahmen werden von den
gesetzlichen Krankenkassen vollständig übernommen, nicht
jedoch die Hilfsmittel zur Reinigung (Zahnbürste, Interdentalbürste,
Zahnseide, Zahncreme, Meridol)
Darüber hinaus gibt es weitergehende
Behandlungsmethoden, die u.a. auch ein neues Knochenwachstum ermöglichen.
Diese modernen Methoden der Zahnmedizin sind keine Kassenleistung
und daher privat zu liquidieren.